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The Grand Budapest Hotel

Der die Kulissen malt: Als Set-Painter beim Filmdreh in Görlitz

Im Januar 2013 lockte Regisseur Wes Anderson ein stargeschwängertes Hollywoodteam zum Dreh des Films „The Grand Budapest Hotel“ nach Görlitz. Mit dabei war auch der Berliner Künstler MASCH, der als Set-Painter (frei übersetzt als Bühnenbildmaler) mitverantwortlich für die märchenhaften Kulissen war. Oberlausitz Leben hat ihn zum Interview gebeten.von Andrea Rachui (11.03.2014)

Als Set-Painter bei der Produktion von großen Hollywoodfilmen mitzuwirken – ist das ein Traumjob?

Masch: Ich arbeite unmittelbar während des Drehens, so komme ich mit allen Stars in Berührung. Ein Traumjob ist es einerseits, andererseits aber auch ein knallhartes Business.

 

Du arbeitest auch immer wieder in Potsdam Babelsberg. Für welche Filme hast Du schon gemalt?

Masch: Noch nicht für sehr viele. Ich mache nur bei ausgewählten Filmen mit, insbesondere, wenn Lieblingsschauspieler von mir mitwirken. Am besten hat mir die Arbeit für „Die Drei Musketiere“ gefallen, da hatte ich eine Menge zu malen. Kennengelernt habe ich Milla Jovovich, Orlando Bloom, Christoph Waltz. Die Begegnung mit den großen Stars ist sehr entspannt. Je berühmter, desto entspannter und netter sind sie. Sie erkundigen sich meist bei mir, wie ich etwas gemalt habe (technische Fragen).

 

Wie läuft für Dich ein Tag am Set ab?

Auf dem Hinterhof des ehemaligen VEB Kondensatorenwerkes entstand die Alpenkulisse

Masch: Ziemlich strukturiert. Arbeitsbeginn ist um 7 Uhr morgens, dann immer open end. Ich erhalte früh im Art Department meine Aufgaben, die ich in einer vorgegebenen Zeit schaffen muss. Wenn nicht, fliege ich raus. Es gibt viele Künstler, die diese Job machen wollen, aber nur die Besten werden genommen.

 

Wie viel Gestaltungsfreiheit hast Du, wie viel wird Dir vorgegeben?

Einen Tag vor dem beginnenden Schneefall musste noch künstlich nachgeholfen werden. Die rechte Mauer ist Kulisse!

Masch: Meine Gestaltungsmöglichkeiten sind leider begrenzt. Ich erhalte Vorgaben, an die ich mich streng halten muss. Allerdings kann ich Verbesserungsvorschläge machen.  Das kommt aber selten vor, weil alles im Vorfeld bis ins Kleinste vorbereitet wird.

 

Wie war die Arbeit für „The Grand Budapest Hotel“?

Masch: Die Arbeit bei Budapest Hotel war sehr hart, weil es in Görlitz sehr kalt war und oft schneite. Da sich meine Arbeit ausschließlich im Freien abspielte, war ich glücklich, abends ins warme Hotel zu kommen. Ich war für etwa zehn Tage am Drehort, habe unter anderem die Alpenkulisse gemalt, die im Film oft zu sehen ist.

Eine kleine Anekdote: Das gemalte Alpenpanorama hatte die Ausmaße von ca. 30 x 15 Metern. Wegen der Dreidimensionalität war die Kulisse teilweise aus Styropor gefertigt. Nach der Fertigstellung kam Regisseur Wes Anderson und meinte, dass die gesamte Alpenkulisse um eine halben Meter zu hoch für den Kameraausschnitt sei. Kurzum kamen 20 Bühnenarbeiter und hoben die gesamte Bergkulisse an, damit die Styroporsockel unten abgesägt werden konnten. Ein Drehtag kostete 800 000Euro!

 

Wie hat Dir Görlitz gefallen?

Masch: Görlitz hat tolle, alte Gebäude und Häuser. Das war auch der Grund, dass dort gedreht wurde. Schließlich spielt der Film ja in den 20er Jahren.  In Görlitz wird viel gedreht, Studio Babelsberg hat dort auch ein Büro.

 

Wie sieht Deine sonstige Arbeit aus?

Masch: Hauptberuflich bin ich bildender Künstler. Habe an der Kunsthochschule in Berlin Malerei studiert. Ein bis zwei Mal im Jahr stelle ich aus. Diesen Herbst werden meine Werke wieder in zwei Galerien in Manhattan/New York zu sehen sein. Ferner unterrichte ich Kunststudenten in der Berliner Universität der Künste und am Institut of Art & Design auf Malta.

 

Was sind Deine Pläne für die nächste Zukunft?

Masch: Ich bereite derzeit Ausstellungen vor und warte auf meinen nächsten Einsatz in Babelsberg, ein Film mit Keanu Reeves,  auf den ich mich sehr freue! Man hat schon angefragt.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

MASCH

MASCH (63) kommt ursprünglich aus Koblenz und lebt heute in Berlin. Er ist Vater einer Tochter, die als Fotografin und Zeichnerin arbeitet.

www.blog.kunstleben-berlin.de

 

Das Interview führte Andrea Rachui. Die Fotos werden mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von MASCH.

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