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Regionen im Zeitalter der Kreativ- und Erlebnisökonomie

Ist die Oberlausitz kreativ genug?

Erkennt die Oberlausitz die Chancen der weltweit wachsenden Kreativ- und Erlebnisökonomie?

Regionen im Zeitalter der Kreativ- und Erlebnisökonomie

Manche haben es schon bemerkt: Während vor ca. 50 Jahren vor allem die Industriewirtschaft boomte, und vor 20 Jahren vor allem die Dienstleistungswirtschaft, so wächst seit ca. 10 Jahren weltweit vor allem die Kreativ- und Erlebniswirtschaft.

Ging es in der Hochphase der Industriewirtschaft vor allem um die Erzeugung von Dingen und später um Dienstleistungen und Informationen, so geht es jetzt vor allem um die Herstellung von Symbolen, Sinneserlebnissen und positiven Emotionen im Sinne affektiver Intensität. Die dabei erzeugten Dinge mögen materiell oder immateriell sein, ihren Wert beziehen sie jedoch hauptsächlich aus ihrer sinnlich-emotionalen Ausstrahlung.

„Die Konsumenten bilden ein Publikum, das in erster Linie an einer solchen sinnlich-emotionalen Nutzung interessiert ist und sich durch eine allgemeine Überraschungserwartung auszeichnet. Die Relation zwischen Publikum und Kreateuren wiederum wird über ein Aufmerksamkeitsmanagement für sinnliche Reize und emotionale Verheißungen reguliert, das sich konzentriert in den Ausstellungräumen der urbanen Erlebnisökonomie findet.“ (siehe dieses Zitat und manches Interessante mehr zum Thema im Buch von Andreas Reckwitz: "Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung", Suhrkamp-Verlag 2012).

Bisher waren es vor allem Großstädte, welche eine Verdichtung dieser sinnlich-affektiven Atmosphären ermöglichten und wo sich daher auch bevorzugt entsprechende Unternehmen ansiedelten. Das ist der Hauptgrund dafür, warum junge kreative Menschen ländlich traditionelle Regionen verließen und verlassen.

Doch muss das so sein und bleiben? Denn Städte haben viel Stress und wenig Raum, um andere Seiten kreativer und erlebnisreicher Existenz zu entfalten. Noch ein Zitat aus obigem Buch: „Es wird darum gehen, den Ästhetisierungsüberdehnungen mit lokalen Stärkungen der Moralität des Sozialen zu begegnen, den leerlaufenden Regimen des Neuen mit gezielten Verlangsamungen und Konzentrationen zu antworten ... vielleicht sind wir bisher nicht kreativ genug."

Aus diesen Herausforderungen erwachsen Chancen für ländliche Regionen wie die Oberlausitz. Doch nur dann, wenn ihre entscheidenden politischen und kulturellen Akteure auch bemerken und realisieren, dass wir inzwischen weltweit in der Hochphase der Erlebnis- und Kreativökonomie leben und daher entsprechende Bildungs- und Entwicklungsräume für die Erzeugung von Symbolen, Sinneserlebnissen und positiven Emotionen im Sinne affektiver Intensität erforderlich sind. Hier ist noch manches nachzuholen …

Ein Oberlausitz-Entwicklungsprojekt in dieser Perspektive und dessen Hintergründe siehe unter:

Erlebnis, Kreativität (13.08.2013)

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